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Eigentlich war im Winterquartal immer „Para-Ski“ der erste Wettbewerb. 1972 und 1973 war Pause. Wichtige Laufbahnlehrgänge der Bundeswehr wurden ins erste Quartal gelegt, weil sonst das ganze Jahr wegen wichtigeren Wettkämpfen dazu keine Zeit mehr war. Es gab ja auch ein „Leben nach dem Sport“ und da durfte man Chancen für die Zukunft nicht auslassen, wenn´s auch etwas weh tat. Auch 1974 war ich bei Fallschirm-Ski aus heute nicht mehr bekannten Gründen nicht  dabei.

Irgendwann, so bei ca. 2770 Sprüngen hatte ich im April 1974 die Marke von 13 Stunden Freifall erreicht und etwa 500 „Nuller“ gesprungen. So ist´s in meinem Sprungbuch vermerkt, nicht bedeutend, denn ganz genau stimmte es ohnehin nicht.



Das Wettkampfjahr begann im Mai mit dem internationalen Zielsprungwettbewerb in Hüttersdorf/Saar, den die Bundeswehrmannschaft vor der Mannschaft aus Polen gewann. Im Einzelzielspringen wurde ich mit 40 cm Sechster.


v.l. Eckhard Teschke, Helmut Schlecht, Gerd Weckbecker, Alois Scherer (warum schauen die so grimmig, sie hatten doch gewonnen?)



Im Juni folgten die Deutschen Meisterschaften im Gruppenzielspringen in HODENHAGEN bei Hannover. Die beiden Mannschaften der Bundeswehr waren hohe Favoriten, Bw I der Titelverteidiger.
Zunächst war das Wetter für´s Zielspringen einfach zu schlecht. Und so wurde der erste Wettbewerbstag bei strahlender Sonne, durchziehenden Gewittern und starkem Wind ein Tag der „Lustspringer“. Zwei Hubschrauber der Bundeswehr „Bell UH 1d“ standen zur Verfügung, die auch genutzt werden sollten. Und das taten besonders „Walters Vögel“, die Formationsspringer um Teamchef Walter Eichhorn, Berufspilot bei der Lufthansa. Sie waren die Zuschauerattraktion und "zauberten" 10 bis 12-Mannsterne an den klaren Himmel und trainierten neuartige 10-Mann-Figurenprogramme. So stand es damals in den örtlichen Tageszeitungen und der Luftsport-Fachpresse.

Der zweite Wettkampftag brachte solch  ideale Wetterbedingungen, dass vier Durchgänge gesprungen werden konnten. Dabei schälten sich mit den beiden Mannschaften der Bundeswehr, Schleswig-Holstein und Saar I die Favoriten heraus. Zur Überraschung führte aber die Bundeswehrmannschaft II und nur durch einen besonders guten 5. Durchgang (3 x 0,00 und 26 cm) blieb der Titel bei Bw I.




v.l. hinten: Eckhard Teschke, Helmut Schlecht, Wilfried Huy, Aloys Riesenbeck, vorne: Gerd Weckbecker, Alois Scherer, Peter Grimm,  Hanshelmut Herold

Ergebnisse Gruppenzielspringen

1.Bundeswehr I mit Teschke, Schlecht, Scherer, Weckbecker
2.Bundeswehr II mit Huy, Grimm, Riesenbeck und Herold
3.Schleswig-Holstein mit Heym, Krämer, Leip und Fleig 

Die besten Einzelspringer waren Scherer  8 cm, Sommer (Saar I) 35 cm, Huy 74 cm.



Ende Juni ging es zu einem Zielsprungwettbewerb der besonderen Art zum Para-Club Beromünster/Schweiz. Zielspringen einer Achtermannschaft aus 1.000 und 1.300 Metern. Eine gute Höhenstaffelung war wichtig, mit acht Springern aber nicht ganz einfach. Und ein stürmischer Wind verblies so manche Hoffnungen: in jedem Durchgang standen einzelne Springer außerhalb des Zielkreises (10 m). Nur die Platzherren blieben davon verschont und gewannen den Wettbewerb. Die nachfolgend aufgeführten Ergebnisse aus sechs Durchgängen lagen besonders wegen der an der äußersten Grenze liegenden Windverhältnisse deutlich über den damaligen Möglichkeiten.


Ich sprang zwar 5 „Nuller“, aber einmal auch kräftig daneben mit 1,84 m. Das war dann der 14. Platz.

Am 21.06. gelang uns dann ein Deutscher Rekord für eine Achter-Gruppe mit einem „Abstandsmittelwert von 25 cm“.

Es gab dann noch einen Sonderwettbewerb, der sich „Gruppen-Handicap“ nannte. Die Springer mussten nach der Landung einen heilen, aufgeblasenen Luftballon mit einem Mindestumfang von 60 cm vorweisen können, außerdem zählte die Zielentfernung. Platzte der Ballon oder war er zu klein, gab es 2,00 "Strafmeter". Wir gewannen diesen Gaudi-Bewerb vor der Saar und den Hausherren aus Beromünster.

Im Verlaufe des Festabends gab`s am Samstag noch eine "Vielseitigkeitsprüfung", die Baumholzsägen, Seilklettern und eine Orchesterdarbietung beinhaltete. Die Hausherren waren natürlich darauf vorbereitet, wir nicht. Dennoch wurden wir durch die choreographisch gute Darbietung einer marschierenden Show-Militärkapelle Sieger.



Kurz darauf war die Deutsche Meisterschaft  der "klassischen Disziplinen" in Ailertchen/Westerwald. Die Wetterverhältnisse waren auch hier anfangs Juli 1974 so schlecht, dass auch das „Schlechtwettertraining in Beromünster“ nicht helfen konnte. Mit Müh und Not schaffte man sieben Zieldurchgänge, das Stilspringen fiel ganz aus. Für mich war´s die Meisterschaft mit dem schlechtesten Ergebnis.                  Werner Scherbaum nahm mir den Titel ab und ich musste mich mit dem 6. Platz abfinden. Werner Scherbaum hatte bewiesen, dass er zunehmend zu den exzellenten Zielspringern der Bundesrepublik gehörte, aber auch Aloys Riesenbeck war mir immer mehr auf den Fersen.


Das Endergebnis Einzelzielspringen:

  1. Werner Scherbaum0,14 m
  2.Helmut Schlecht0,20 m
  3.Eckhard Teschke0,77 m
  4.Peter Grimm2,30 m
  5.Hanshelmut Herold  2,48 m
  6. Alois Scherer3,05 m
  7.Aloys Riesenbeck4,01 m
  8.Klaus Born4,12 m
  9.Edmund Bay4,30 m
10. Eric Brandecker5,31 m



Ende Juli folgte die Weltmeisterschaft in SZOLNOK/Ungarn. Mit 228 Teilnehmern aus 31 Nationen war es die bis dahin größte WM.

Erstmals wurde eine in Russland entwickelte elektronische Zielscheibe eingesetzt, die bis 15 cm anzeigte.


Der Wettbewerbsleister, der Chefschiedsrichter und sein Stellvertreter kamen aus Osteuropa, dem damaligen Ostblock. Die bösen Ost-West-Taktik-Spielchen waren in dieser Besetzung für den Osten leicht zu gewinnen und der damalige CIP-Präsident MacCrone / USA sah dem unlustigen Treiben so lange zu, bis den Amerikanern mögliche Weltmeistertitel im Einzelzielspringen und in der Nationenwertung davon schwammen. Erst dann setzte er sich massiv ein, aber es war zu spät, das Rennen war gelaufen.

Zeit genügend war vorhanden. Zeit genügend hat man sich gelassen und den Wettbewerb nicht beendet. Am 25.Juli  war die Anreise, aber erst am 29. der erste Wettbewerbssprung! Es begann mit dem Stilspringen. Nur alle 2 bis 2 ½ Minuten brachte man einen Springer an den Himmel und nur abends, wenn die Zeit zu knapp wurde, schaffte man es in 55 Sekunden.

Das „Ost-West-Geziehe“ war in all diesen Jahren wirklich widerwärtig. Das Prestige der Nationen stand immer im Vordergrund, nicht der Sport. Und der Westen hatte bei den Protestentscheidungen fast immer das Nachsehen: der Ostblock stimmte geschlossen ab, der Westen blieb untereinander neidisch. Eigentlich so, wie es in der Politik auch immer war und immer noch ist.

Als „kleine Nation“ in dieser Sportart war die bundesdeutsche Mannschaft  von all diesen Querelen und Taktikspielchen nicht so sehr betroffen. Aber mir wurde eine mögliche bessere Platzierung durch Abbruch des 7. Durchgangs allerdings genommen.

Das Ergebnis nach sechs Durchgängen war die Endwertung im Zielspringen mit einem Weltmeister und fünf Vizeweltmeistern, dahinter und neben dem Treppchen stand ich. Die Chancen auf einen Platz auf dem Siegerpodest waren im 7. Durchgang für mich gut. Drei der vor mir liegenden späteren Vizeweltmeister hatten ihren Sprung "versiebt" und ein 4-cm-Sprung hätte mir gereicht. Ich weiß schon, "hätte"!

Aber niemand weiß, für was der Abbruch auch gut war. Letztlich hätte der 7. Platz auch verloren gehen können, der beste Platz, den bis dahin je ein DAeC-Springer bei einer Weltmeisterschaft erreicht hatte. Und noch etwas: Bei vier Weltmeisterschaften hintereinander (1968 Platz 27, 1970 Platz 14, 1972 Platz 14 und 1974 Platz 7) war ich immer bester Westeuropäer im Zielspringen. Das ist doch auch was und das darf wohl auch erwähnt werden.

Im Stilspringen hatten die Bundesdeutschen damals nie eine Bedeutung. Das Gruppenzielspringen musste man durch grobe Schnitzer von Teschke, Grimm und mir „vergessen“.

Endergebnis Einzel-Zielspringen:

1.Sidor/Polen 1 cm
2.Hicks/USA  5 cm
Low/USA 5 cm
Reichert/CSSR   5 cm
Ouchmaev/UdSSR   5 cm
Wilde/DDR 5 cm
7.Scherer/BRD 8 cm

45. Teschke, 60. Grimm, 89. Scherbaum, 144. Weckbecker.

Das Stilspringen gewann Armaing/Frankreich mit 6,662 vor Ossipov/UdSSR mit 6,972 und Hynek/CSSR in 7,172.

Die Österreicher wurden zur großen Überraschung Weltmeister im Gruppenzielspringen vor der DDR und den USA.


Alois Scherer mit zwei Französinnen bei der Eröffnungsfeier. Mit den hübschen und besonders nett gekleideten Französinnen ließ man sich natürlich gerne fotografieren.

Auszüge aus "Der Sportspringer", die Fachzeitschrift für den Fallschirmsport:






Zwei Wochen nach der Weltmeisterschaft stand Ende August in Fort Bragg/USA die Militär-WM (CISM) auf dem Programm. Eine besondere Leistung zeigten hier die Italiener im Gruppenzielspringen. Erst im fünften Durchgang leistete sich der letzte Springer einen Fehltritt mit 6 cm, der allerdings nach 15 Nullpunktlandungen den Sieg nicht mehr in Gefahr brachte. Hinter den USA mit 0,98 m holte sich die Bundeswehrmannschaft mit 3,02 m die Bronzemedaille.


Italien der Sieger vor USA und Deutschland mit (v.l. Helmut Schlecht, Eckhard Teschke, Peter Grimm, Alois Scherer und Gert Weckbecker

Die Medaillenplätze im Zielspringen belegten die Amerikaner mit Metcalf, Knight und Bennion. Im Stilspringen waren mit Armaing und Le Floch zwei Franzosen vor dem Amerikaner Collingwood. Bester Deutscher war diesmal Eckhard Teschke mit dem      6. Platz im Zielspringen, dem 20. im Stil und damit dem 16. Platz in der Kombination.


v.l. Alois Scherer, Gert Weckbecker, Eckhard Teschke, Helmut Schlecht, Peter Grimm und Oberst Jenninger, Kommandeur der Luftlande- und Lufttransportschule, als Delegationschef



Am letzten Septemberwochenende wurde das internationale Zielspringen um den Pokal der Stadt  von der Sportfliegergruppe Schwenningen ausgetragen.

Überschattet war der Wettbewerb von einer Protestwelle, die man damals gerne den Protestierenden negativ anhängte. Das war und ist auch heute noch falsch. Bei einer den Regeln entsprechenden Schiedsrichterleistung gibt es  k e i n e  Proteste, zumindest keine mit Erfolgsaussichten, es sei denn, auch die Jury ignoriert die Regeln.

Die Etgebnisse:

  Einzelziel     4 Sprünge
  1.   Toni Fricker Beromünster/Schweiz     0,39 m
  2. Mouton Spanien   0,81 m
  3. Helmut Bastuck   Saar   1,84 m
 Gruppenziel
  1. Beromünster II/Schweiz    27,68 m
  2.  Bundeswehr  28,33 m
  3. Phantom Biel/Schweiz  28,79 m




Im Herbst 1974 gesellten sich die Leutnante Alois Scherer und Helmut Schlecht zu Oberfeldwebel Gerd Weckbecker und Hauptfeldwebel Günther „Tiger“ Schultz (alle Luftlande- und Lufttransportschule) und reihten sich ein in den Club der 3.000er, damals die Fallschirmsportler der Bundesrepublik mit den meisten Sprüngen.



Im Dezember 1974 lud der Inspekteur des Heeres 50 Spitzensportler zu einem Empfang in den "Blauen Saal"  des Führungsstabes des Heeres ein. In Vertretung des Inspekteurs sprach Generalleutnant Rüdiger von Reichert den Soldaten für ihre sportliche Leistung im Wettkampfjahr 1974 seine Anerkennung aus und übereichte jedem einen Buchpreis. In seiner Begrüßungsansprache bezeichnete der General die Spitzensportler als "Motoren für den Breitensport", der nur am Vorbild des Spitzen-sports wachsen könne.


v.l.: General von Reichert, Helmut Schlecht, Eckhard Teschke, Alois Scherer         und Gert Weckbecker




1974 entstand ein Lehrfilm für die Bundeswehr. Eine extreme X-Lage war damals für den Anfänger das "A und O".


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