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Mit meinem 666. Sprung begann das Jahr 1968 .Es war mein Einstieg in die Kombinationssportart „Para-Ski“. Dabei konnte ich damals meine schwächeren Leistungen im Riesenslalom meistens mit einer Spitzenleistung im Zielspringen ausgleichen.

1968 war aber auch die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft und an der internationalen Miliärweltmeisterschaft CISM, an der damals allerdings die Ostländer (z.B. Warschaupaktstaaten) nicht teilnahmen.



Die drei Oberfeldwebel Helmut Schlecht (Nagold), Wilfried Huy und Alois Scherer (beide Calw) nahmen am Ende Januar als Mannschaft des „FSC 1.Luftlandedivision Standort Calw“ an diesem Wettbewerb teil. In der Mannschaftswertung gab es den vierten Platz. Alois Scherer gewann mit 12 cm und einer Nullpunktlandung das alpine Zielspringen vor dem Schweizer Meister Frytschi mit 66 cm (!) und erreichte dadurch den hervorragenden 2. Platz in der Kombinationswertung. Zur Verdeutlichung: 6 cm Mittelwert aus 2 Sprüngen hatte bis dahin noch kein deutscher Springer in einem Wettbewerb erreicht.



Der Deutsche Aero Club war im Februar Austragender dieses Wettbewerbs. Hier starteten die drei Vorgenannten als bundesdeutsche Nationalmannschaft. Schwierigste Wetterbedingungen machten das Zielspringen zu einem Lotteriespiel. Beim alpinen Zielspringen musste der Hubschrauber einige Zielspringer fast aus dem Tal zurückholen, weil sie das Ziel auf dem 1500 m hohen sattelartigen Wallberg (Lenggries) nicht erreichten. In der Mannschaftswertung belegte unsere Mannschaft wenigsten im alpinen Zielspringen den 3.Platz – ansonsten war gegen die starken „Nationen der springenden Ski-Lehrer“ aus Österreich, der Schweiz und Frankreich nichts zu holen! Der Schweizer Hans Bergmann war der überragende Kombinations-sieger.
Und wieder zur Verdeutlichung: Es war schon erwähnenswert, dass beim „Talzielsprung" in Bad Wiessee 15 Springer unter einem Meter landeten und dass man sich beim schwierigen Bergsprung mit fast drei Metern Entfernung noch in der Spitzengruppe halten konnte!

"Zielsprung Tal"  in Bad Wiessee

"Zielsprung Berg" am Wallberg in Lenggries



Anfang Mai ging`s mit unserer Clubmannschaft zu diesem Pokalspringen nach Südtirol. 21 Dreier-Mannschaften aus sechs Nationen bestritten  diesen Zielsprung-wettbewerb. Helmut Schlecht, Klaus Zeisluft und Alois Scherer starteten in der Clubmannschaft des „FSC Calw“ und kamen in der Mannschaftswertung auf den beachtlichen 5. Platz.

Die Einzelwertung:

1.  BandieraItalien28 und   44 cm
2.StöllingerÖsterreich  41 und   27 cm
3.SchlechtFSC Calw44 und   71 cm
4.Fischbacher  Schweiz13 und 109 cm
5.BauchtalItalien16 und 112 cm
6. SchererFSC Calw44 und   93 cm

Zwei unserer Springer waren damit in erlauchter Gesellschaft der besten Springer unserer Nachbarländer.



Klaus Zeisluft und Alois Scherer waren im Mai die Schiedsrichter bei der „Europäischen Fallschirmsportliga“ der US-Streitkräfte.


Da konnte man so nebenbei am Wochenende mal kostenlos acht Zielsprünge machen und auch noch  um den Gästepokal springen.  Zwei Teilnehmer, ein Sprung, ein Pokal.



Mit einer gemischten Mannschaft aus Calw und der Saar nahmen wir an diesem zivilen internationalen Zielsprungwettbewerb teil. Erfahrungen im Wettkampf mussten ja gesammelt werden. Unter 68 Teilnehmern wurde ich Neunter. In der Mannschaftswertung kamen wir auf den 8. Platz, gerade noch in die vordere Hälfte!


V.l.: "Ede" Stach, Werner Eschenlohr, Alois Scherer, Wilfried Huy



In einem zweiwöchigen Trainingslager der Bundeswehr im Mai kam ich auf 41 Sprünge. Im Juni war ich zusammen mit Helmut Schlecht im zweiwöchigen Urlaub und auf eigene Kosten im Centre de Parachutisme in Chalon s.Saone/ Frankreich und trainierte in 46 Sprüngen vorwiegend das Figurenspringen. Im Juli schloss sich ein einwöchiges Trainingslager der Bundeswehr in Bruchsal mit 36 Sprüngen an und Anfang August ging`s mit einer Noratlas der Bundeswehr eine Woche lang nach Bergerac/Frankreich; 17 Sprünge waren die letzte Vorbereitung unserer Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft.

Die Leistungssteigerung war auch klar ersichtlich aus meinen sechs deutschen Rekorden im Einzelzielspringen und zwei weiteren Rekorden im Gruppenzielspringen zusammen mit Werner Eschenlohr und Klaus Zeisluft, die wir im Trainingslager im Juli in Bruchsal sprangen. Insgesamt sprangen wir Soldaten 14 neue „BRD-Rekorde“.

Das Besondere in Bergerac war, dass wir sinnvollerweise viele Trainingssprünge aus der Sportmaschine „Broussard“ machen konnten. Die französischen Gastgeber versammelten sich dafür täglich zu tollen Sprüngen mit unserer Noratlas aus 4.000 Metern. Ein riesiges Abschiedsfest war ihr Dank.

Die bundes-deutsche National-mannschaft v.l.:             Gerd Weckbecker, Klaus Zeisluft, Lothar Rützel, Helmut Schlecht,   Alois Scherer, Heinz   Girnth  (Pilot),       Erich Lepkowski (Delegationschef) und der Chef der Gastgeber CiC Bergerac.



Dazwischen ging´s Anfang Juni ohne Erfolg zum Wettbewerb „Maurice Lebris“ nach Schaffen/Belgien und Anfang Juli erfolgreich zum Breisgauverein für Fallschirmsport. Unsere Mannschaft mit Werner Eschenlohr, Ede Stach und Alois Scherer gewann den Wettbewerb und sprang am 6. und 7. Juli jeweils einen neuen Deutschen Rekord im Gruppenzielspringen. Und wieder zur Veranschaulichung: 0,00 / 0,39 / 2,39 m war der erste und 0,18 / 0,21 und 0,65 m der zweite Rekord.

Damals gab es Rekordklassen für verschiedene Absprunghöhen und Gruppengrößen. Gewertet wurde der Abstandsmittelwert von zwei Sprüngen. Mit der Einführung des Hochleistungsfallschirmes Para Commander sprang man kurz darauf „Nullserien“ und die alten Rekordklassen waren hinfällig.


188 Sportlerinnen und Sportler aus 27 Nationen waren am Start auf dem Flugplatz Thalerhof in Graz. Nie zuvor waren es mehr.
Für mich war es die erste WM-Teilnahme. Vorbereitet hatten wir uns bestmöglich, standen aber den großen Nationen des Fallschirmsports noch weit hinterher.
Das Mannschaftszielspringen „versaute“ uns auch das widrige Wetter an einem Wettkampftag, an dem der Höhenwind zwischen 500 und 1000 m sich um volle 90 Grad drehte. Die ersten Mannschaften bissen alle ins Gras, die später springenden waren die Sieger.

hinten: Schlecht, Rützel, Zeisluft,    vorne: Weckbecker, Scherer

Rützel, Schlecht, Girnth, Scherer ,  Weckbecker,  Zeisluft .

Scherer, Schlecht, Weckbecker, Lepkowski, Zeisluft

Der Mannschafts-kapitän legt vor dem unheilvollen Gruppen-sprung den Anflug fest. Die Skepsis ist mir ins Gesicht geschrieben.  So hatten die beiden letzten Springer (Alois Scherer und Klaus Zeisluft) keine Chance, den Zielkreis zu erreichen.

Lothar Rützel, der Altmeister hatte das Sagen. Meine "Jung-Spund-Meinung" war ohnehin nicht gefragt. Die "Fachfrau" Ruth Gericke schrieb im Deutschen Aero-Kurier: "Zeisluft und Scherer ´bauten` eine Außenlandung". Sie hatte nicht kapiert, dass wir bei dieser vom Mannschaftskapitän gewählten Anflugsachse keine Chance hatten, den Zielkreis zu erreichen. Österreich machte es auf eigenem Platz besser und wurde Weltmeister.

Im Einzelzielspringen war es mir gegönnt, anfangs mit zwei Null-Sprüngen zusammen mit 6 weiteren Springern die Spitze zu halten. Der dritte Sprung war mit 1,49 m dann einfach zu viel; da konnte mich auch die Null im vierten und letzten Sprung nicht mehr retten. Mit dem 27. Platz war ich wenigstens noch im vorderen Viertel und die beiden ersten Nuller waren neuer bundes-deutscher Rekord.

Foto:          Bei einer meiner fünf Nullpunkt- landungen, damals eine große Überrachung. Meine Mannschafts-kameraden  landeten im Zielspringen im Mittelfeld und auch im Figuren-springen und in den Mannschafts-wertungen wurden nur Plätze im Mittelfeld erreicht.


Zitat aus Zeitungsberichten zur Veranschaulichung:
Das Zielspringen der Herren brachte traumhafte Ergebnisse. Von 516 Sprüngen waren 296 innerhalb einem Meter, 170 unter 20 cm und 107 genau auf der Nullpunktscheibe (damals noch 15 cm Durchmesser). Zwei Springer sprangen während der vier Wettbewerbssprünge vier „Nuller“ (Kalous/CSR und King/Australien), sieben Springer erreichten drei „Nuller“ (darunter auch Scherer), 18mal gab es zwei und 42mal eine Nullpunktlandung. Mit dem fünften „Nuller“ im Stechen wurde Kalous (CSR) Weltmeister vor King (Australien), Dupan (Frankreich), Greschner (DDR) und Kasakow (UdSSR).

Im Gruppenzielspringen gab es am 21.08.1968 wenigstens noch einen neuen bundesdeutschen Rekord mit einem Mittelwert von 0,435 m (Rützel 0,19 / Schlecht 1,38 / Zeisluft 0,17 / Scherer, 0,00 m).

Die Weltmeister Kalous und Tomsikowa


Die Weltmeister – Tomsikowa und Kalous kamen aus unserem Zeltnachbarn Tschechoslowakei (CSR) und das gemeinsame Foto war für alle eine Freude.

Unser    "Papa Kohnke"       mit den Weltmeistern. Richard Kohnke war ein Pionier des Fallschirm-sports, Inhaber einer Fallschirm-fabrik und großer Förderer des nun aufstrebenden Fallschirm-sports in der Bundesrepublik.

Ein Prototyp aus der DDR, nicht mehr rund, aber auch noch keine Fläche. Die Fall- schirmwerke der damaligen Deutschen Demo-kratischen Republik in Seifhennersdorf waren Vorreiter für die vielen verschiedenen Fallschirm- entwicklungen. 



Neun Nationen waren auf dem Flugplatz in REUS/Spanien am Start.
Helmut Schlecht führte den Wettbewerb mit zwei Nullpunkt-landungen an, bevor ihm im dritten Sprung verrückt umlaufende Winde nicht in den Zielkreis ließen.            Die Hitze brachte über dem Flugplatz und über dem Zielkreis eine Thermik, die den Wind in Sekundenabständen aus allen Richtungen blasen ließ. Die starke Thermik hielt manchen Springer Minuten lang in er Luft und entließ ihn an einem Punkt, von dem aus ein Zielsprung einfach nicht mehr möglich war. Pech für alle, die dann gerade im Zielanflug waren.

Untergebracht waren die Springer im Badeort Tarragona.

Im Einzelzielsprung wurde ich Fünfter, in der Kombination noch Sechster. Im Gruppenzielspringen und in der Nationenwertung erreichte unsere Bundeswehrmann- schaft jeweils den vierten Platz.

In der Gruppe gab es am 15.09.1968 wieder einen neuen bundesdeutschen Rekord aus 1.000 m mit 0,275 m Mittelwert (Schlecht 0,51 / Weckbecker 0,00 / Zeisluft 0,59 / Scherer 0,00 m).

Hier wird einer der ersten Flächenfall-schirme bestaunt, der Para-Plane aus den USA



Im Oktober sprangen wir beim II. Internationalen Springen in Schwennin-gen/N und kamen in der Mannschafts-wertung auf den 3. Platz.   Im November ging´s am Wochenende zum Intern. Springen nach Chalon s. Saone / Frankreich. Das schlechte Wetter erlaubte nur einen Wettbewerbs-sprung und ich stand nach einem „Nuller“ zusammen mit Daris/England und Macaux/ Frankreich auf dem Podest.   Foto:         Alois Scherer beim Zielanflug



Schon vor der Weltmeisterschaft war mir klar geworden, den teuren Sport weiterhin nicht mehr betreiben zu können, sollte sich die finanzielle Situation nicht ändern.
Immerhin hatte ich in verschiedene Trainingsmaßnahmen zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft ca. 10.000,-- DM investiert, eine schon riesige Summe für einen Feldwebel mit Familie und zwei Kindern. So war es kein Wunder, dass es zu einem neuen Auto nicht mehr reichte und meine Frau mit der älteren Waschmaschine zufrieden sein musste. Meine kleine Briefmarkensammlung wurde fürs Vorbereitungs- training „versilbert“. Und zum Glück halfen meine Eltern immer wieder durch Zuwendungen an ihre Enkelkinder.
Zwangsmäßig musste ich auch ins Auge fassen, den Sport zu beenden.

Unsere Erfolge führten aber langsam und immer mehr dazu, dass sich die Bundeswehr stärker engagierte. Die Sportfördergruppe Fallschirmspringen wurde erst 1972 gegründet, aber bis dahin hatten wir eine stetig wachsende Unterstützung der Bundeswehr im Material- und Trainingsbereich.

Die Voraussetzung für´s Weitermachen waren gegeben!


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