Als Vorbereitung auf die die 1. Deutsche Para-Ski-Meisterschaft machten wir in einer Trainingswoche der Bundeswehr in der zweiten Januarwoche 40 Zielsprünge. Vom 13. - 19.01. fand dann die Meisterschaft in Spitzingsee statt.
Ich gewann das „alpine“ Zielspringen im schwierigen Gelände nahe der Maxl-Rainer-Alm.
Nach einer Fehlentscheidung (aus meiner Sicht) im ersten Durchgang des Riesen-torlaufs nahm ich am zweiten Durchgang aus Protest nicht mehr teil und verzichtete damit auf einen Platz in der Nationalmannschaft Para-Ski.
Vor einer Null. Schiedsricher: Eckhard Teschke
Von März bis Mai machten wir in verschiedenen Trainingswochen der Bundeswehr zur Vorbereitung auf die kommende CISM-Meisterschaft (Militärweltmeisterschaft) ca. 100 Sprünge in Bruchsal, Calw, Altenstadt (Rieden/Ussenburg) am Forgensee) und dazwischen auch mal ein paar Sprünge in Straßburg. Am 23. und 24. März fand in Calw ein Vergleichskampf im Zielspringen zwischen der Bundeswehrmannschaft und dem 7. US-Army-Team statt. Das Gruppenzielspringen gewannen die Amerikaner, im Einzelzielspringen wurde ich Vierter.
Zehn Nationen traten an zum Pokal der belgischen Fallschirmjägerschule vom 26. - 31.Mai in Schaffen/Belgien.
Für die besondere Überraschung sorgte Werner Eschenlohr, der mit konstanten Stilzeiten von 8,6 – 8,5 und 8,6 Sekunden die Favoriten schockte und das Stilspringen gewann. Noch nie war ein bundesdeutscher Springer im Stilspringen erfolgreich.
Im Einzelzielspringen waren wir mäßig, aber in der Gruppe belegte unsere Bundeswehrmannschaft mit OFw.Alois Scherer, Ofw. Gert Weckbecker, Fw. Werner Eschenlohr und StUffz. Horst Runge den zweiten Platz hinter USA und vor Italien. Im zweiten Durchgang sprangen wir dabei 4 x die Null und erzielten damit einen neuen Deutschen Rekord.
Zusammen mit der spanischen Mannschaft in der oberen Reihe v.l. Alois Scherer, ein Spanier, Gert Weckbecker, Werner Eschenlohr und Horst Runge.
Bei der vorausgegangenen Baden-Württembergischen Meisterschaft in Leutkirch war kein Erfolg zu verzeichnen. Bei der Deutschen Meisterschaft vom 26.06. - 04.07. wurde ich wieder Deutscher Meister mit 14 cm aus vier Sprüngen.
Zweiter wurde Dr. Hans-Helmut Thiele (120 cm) vor Edi Bay (149 cm), Werner Eschenlohr (181 cm) und Lothar Rützel (2,83 m). Ein zeitweise recht tückischer Bodenwind forderte immer wieder seinen Tribut.
Werner Eschenlohr, der damals überlegene Stilspringer wurde auch Deutscher Meister in der Kombination, vor Lothar Rützel und Dr. Hans-Helmut Thiele. Als Vierter und Fünfter standen Alois Scherer und Horst Runge in der neuen Nationalmannschaft.
Pit Weckbecker rastet mit Kampfgesicht deutlich vor der Null ein.
In den ersten Wettkampftagen war bei klarem Wetter der Wind so stark (8 – 12 m/s), dass man mit dem Wettkampf nicht beginnen konnte. Alle Teilnehmer, besonders die zahlreichen „Nicht-Soldaten“ waren darüber erfreut, dass sie nun an drei Tagen aus den Hubschraubern der Bundeswehr bis zu zehn Formationssprünge aus bis zu 3.300 m Höhe durchführen konnten – kostenlos, das war was!
Das Formationsspringen steckte damals noch in den Kinderschuhen. Und so waren wie schon recht stolz darauf, beim ersten deutschen 6-Mannstern und 7-Mannstern dabei gewesen zu sein.
Alois Scherer mit einer unbekannten Größe.
Ganz oben: Alois Scherer, im Uhrzeigersinn Horst Runge, Walter Eichhorn, Peter Flaig, Werner Eschenlohr und Marwig Herzog (im folgenden 7er-Stern war Fred Hesse dabei)
Das Aktuelle Sportstudio des ZDF hatte uns eingeladen, am 10. Juli einen Nachtsprung ins Stuttgarter Neckarstadion durchzuführen. Gerne kamen wir dem nach, erbaten uns aber zwei Übungssprünge am Vortag. Es war für uns erfahrene Zielspringer doch totales Neuland und so beliebig steuerbar waren unsere Fallschirme damals auch nicht. Die Wetter- und Windverhältnisse waren ziemlich gut und so landeten wir – Helmut Schlecht, Wilfried Huy und Alois Scherer – bei allen drei Sprüngen wohlbehalten im Stadion. Einige Tausend Zuschauer begrüßten uns am Abend life im Aktuellen Sportstudio und das war schon ein besonderes Erlebnis.
Einer Trainingswoche in Varrelbusch/Niedersachsen mit 18 Sprüngen folgte ein weiteres Bw-Traingslager in Bruchsal mit 59 Sprüngen und Ende Juli trainierte ich an zwei Tagen in Straßburg das Stilspringen (12 Sprünge). Der Juli 1971 brachte mir insgesamt 110 Sprünge, eine für damalige Verhältnisse stattliche Zahl.
Und gleich am 2. August ging es weiter mit einem Trainingslager an der Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt und dem Ausweichsprungplatz in Rieden am Forgensee. Zur Vorbereitung auf die im September folgende Militärweltmeisterschaft (CISM) in Portugal machten wir in drei Wochen fast 90 Sprünge.
Am 12. August wollte es Helmut Schlecht genau wissen. Es fehlten ihm noch 20 Sprünge bis zur Zweitausendermarke. Und damit wir beim Kameradschaftsabend auch einen Grund zum Feiern hatten halfen viele mit beim Packen von Helmuts Fall-schirmen. Helmut schaffte an diesem Tag seinen 2.000 Sprung. In seinem Fahrwasser schwamm ich mit und brachte es auf 19 Sprünge. Alle Schirme selbst gepackt, das war schon eine ganz schöne Hetzerei.
Am 16. August feierte dann auch ich meinen 2.000. Sprung, standesgemäß mit einer Nullpunktlandung. Drei Sprünge vorher hatten die Kameraden mir die Kappe falsch eingehängt (Vertausch der Trennschlösser = Rückwärtsfahrt mit seitenverkehrter Steuerung).
„Tiger“ Günther Schultz gratuliert als Erster (im Hintergrund Herold und Huy)
Club der „Zweitausen-der“ in der BRD: Günter Schultz, Gert Weckbecker und neu aufgenommen Helmut Schlecht.
Drei Sprünge vorher hatten mir die Kameraden die Kappe falsch eingehängt (Vertausch der Trennschlösser ergibt Rückwärtsfahrt mit seitenverkehrter Steuerung). Sie wussten genau, dass ich dies beim 2.000 Sprung erwartete, besonders aufpassen und es nicht zulassen würde.
Der 2.000. Sprung war Anlass genug, um eine Null zu treten!
Ein Prosit mit „Tiger“ Günter Schultz
v.l.: Horst Runge, Alois Scherer, Günther "Tiger" Schultz, Peter Grimm
Club der Zweitausender - das war damals eine stattliche Sprungzahl!
Auf dem Militärflugplatz in Sintra/Portugal wurde die 5. Militärweltmeisterschaft ausgetragen. Wir waren dabei, viel mehr war es nicht. Wir wurden 5. in der Nationenwertung, weitere Ergebnisse sind mir nicht bekannt.
Im 4. und letzten Durchgang des Gruppenzielspringens patzte einer mit 14 cm und damit waren Bronzeplätze in der Gruppe und in der Nationenwertung futsch.
V.l. Rudolf Appl (MschFhr), Helmut Schlecht, Eckhart Teschke, Horst Runge, Werner Eschenlohr, vorne Gert Weckbecker und Alois Scherer
Der Herbst war „verwachst“! Beim internationalen Pokalspringen in Schwennigen wurden wir im ersten Durchgang wegen eines Sprunges trotz eingezogenem Landekreuz disqualifiziert und hatten dann viel Zeit zu gemütlichen Skatrunden (Helmut, Wilfried und ich).
Beim intern. Pokalspringen in Innsbruck waren wir wenigstens noch Dritter in der Mannschaftswertung und im Sonderwettbewerb des „Schauspringens“.
Die beliebten internationalen Pokalspringen im Gruppenzielspringen mit Einzelwertung waren immer stark besucht. In Schwenningen waren 35 Dreier-Mannschaften, also 105 Springer am Start, in Innsbruck sogar 39 Mannschaften mit 117 Springern. Nur mit Unterstützung der Bundeswehr und der US-Army konnte der Wettbewerb am Samstag und Sonntag-Vormittag (25./26.09) mit vier Durchgängen abgeschlossen werden. Dazu waren je ein Bell-Hubschrauber der US-Army und der Bundeswehr und die Do 28 der Fliegergruppe Schwenningen im Einsatz. In Schwenningen gewannen die beiden US-Teams der 7th-US-Army mit 198 bzw. 303 cm und die Mannschaft Saar mit Dr.Karl-Heinz Kopp, Dr. Hanshelmut Thiele und Jürgen Sommer erreichte mit 499 cm den beachtlichen 3. Platz. In der Einzelwertung bestach Jürgen Sommer mit dem 2.Platz (19 cm) hinter Don Strickland (unser Zielsprungtrainer der US-Army), der 4 mal die Null traf. Es folgten zwei Amerikaner mit 36 und 41 cm und Edi Bay aus Schwenningen wurde Sechster mit 46 cm.
Über "Ex-aeqo-Platzierungen" brauchte man sich damals keine Gedanken machen. Bis 10 m wurde gemessen. Die Mannschaften in Schwenningen hatten Gesamtent-fernungen bis zu 79,08 Meter! Das Mittelfeld lag noch noch bei 34 Meter.
Bei einem Ausflug: Helmut Schlecht, Eckhart Teschke, Gert Weckbecker
Die zahlreicheren Erfolge führten auch zu immer mehr Unterstützung durch die Bundeswehr. So waren wir Mitte Oktober eine Woche im Trainingslager an der LL/LTS und machten am Außenlandeplatz in Rieden/Forgensee 18 Sprünge aus meist über 3.000 m. Formationstraining war angesagt und dazu waren ein paar erfahrene zivile „Eichhörnchen“ eingeladen. Walter Eichhorn war der Chef des erfolgreichen Zehn-Mann-Formationsteams "Walters Eichhörnchen".
Die Bundeswehrmannschaft war auf die „klassischen Disziplinen“ Ziel- und Stilspringen spezialisiert. Nur am Rande wurden auch für Schauspringen Formationen geübt. Der Zehn-Mann-Stern, auch mit Umbau zur Raute, war kurze Zeit darauf eine Standardvorführung. Die ersten 4er-Formationen wurden hier geflogen, Raute und Caterpillar.
Ende Oktober war dann eine Trainingswoche in Beruchsal mit ca. 25 Sprüngen wieder dem Ziel- und Stilspringen gewidmet.
Abgesehen von ein paar Sprüngen im Dezember und einem Schausprung als „Nikolaus“ verkleidet in das kleine Fußballstadion in Horb/Neckar war dann bis März 1972 Winterpause. Das Jahr 1971 war mit über 500 Sprüngen für mich ein Rekordjahr.